Kubernetes im Mittelstand: Wann sich der Einstieg wirklich lohnt

by | Apr. 10, 2024 | News | 0 comments

„Wir brauchen Kubernetes!“ – diesen Satz hört man inzwischen oft, manchmal schon bevor klar ist, welches Problem eigentlich gelöst werden soll. Kubernetes ist mächtig, keine Frage. Aber es ist kein Selbstzweck.

Gerade im Mittelstand stellt sich die Frage:

Brauchen wir das wirklich – oder reicht eine schlankere Lösung?


Was Kubernetes eigentlich macht (ohne Buzzword-Bingo)

Kubernetes ist eine Open-Source-Plattform, die containerisierte Anwendungen verwaltet: Deployments, Skalierung, Updates, Ausfallsicherheit – all das wird automatisiert.

Ein paar zentrale Punkte:

  • Sie verpacken Ihre Anwendungen in Container (z. B. Docker).
  • Kubernetes sorgt dafür, dass immer die richtige Anzahl dieser Container läuft – auf einem Cluster aus mehreren Servern.
  • Deployments, Rollbacks, Rolling Updates, Service Discovery etc. übernimmt die Plattform.

Statt auf jedem Server manuell Dienste zu installieren, beschreiben Sie deklarativ, wie Ihre Anwendung aussehen soll – Kubernetes setzt das um.


Die Architektur in einem Bild (im Kopf)

Ganz grob lässt sich ein Kubernetes-Cluster in zwei Bereiche teilen:

  • Control Plane
    Steuert den gesamten Cluster, trifft Entscheidungen („Wo läuft welcher Pod?“, „Welche Version wird ausgerollt?“).
  • Worker Nodes
    Hier laufen die Container Ihrer Anwendungen in kleinen Einheiten, den sogenannten Pods.

Dazu kommen Objekte wie:

  • Deployments – definieren, wie viele Instanzen (Pods) einer Anwendung laufen sollen
  • Services – stellen Netzwerkzugriffe bereit (Load-Balancing, interne Kommunikation)
  • Ingress – verwaltet externen HTTP/HTTPS-Zugriff auf Ihre Services

Wichtig: Man muss nicht jede Komponente im Detail verstehen, um von Kubernetes zu profitieren – aber man sollte das Grundprinzip kennen.


Ab wann Kubernetes wirklich hilft – typische Auslöser

Kubernetes lohnt sich selten bei einem Monolithen auf einem einzigen Server. Es spielt seine Stärken aus, wenn Sie:

  1. Viele Services / Microservices betreiben
    • Mehrere Anwendungen, getrennt deployt
    • Unterschiedliche Skalierungsanforderungen
  2. Häufig deployen
    • Tägliche oder wöchentliche Releases
    • Blue-Green-Deployments oder Canary Releases gewünscht
  3. Hohe Verfügbarkeit brauchen
    • Verteilung über mehrere Nodes oder Zonen
    • Automatisches Wiederanstarten bei Fehlern
  4. Cloud- oder Hybrid-Strategien verfolgen
    • Kombination aus On-Premise und Cloud
    • Wechsel oder Nutzung mehrerer Provider

Wenn Sie sich hier wiederfinden, lohnt ein Blick auf Kubernetes. Wenn Ihre IT eher aus ein paar klassischen Line-of-Business-Anwendungen besteht, kann es auch „zu viel des Guten“ sein.


Wann Kubernetes eher überdimensioniert ist

Ehrlich gesagt: In vielen mittelständischen Umgebungen ist Kubernetes erst einmal Overkill. Beispiele:

  • Eine oder zwei klassische Webanwendungen auf VMs oder einem Managed-PaaS (z. B. App Service, Elastic Beanstalk, etc.)
  • Seltene Releases, wenig Automatisierung
  • Kein Bedarf für Multi-Cloud oder komplexe Skalierung

Hier sind oft Managed-Plattformen oder klassische VM-Umgebungen mit sauberem Configuration-Management deutlich effizienter – weniger Komplexität, weniger Spezial-Know-how.


Managed Kubernetes vs. Eigenbetrieb

Wenn Kubernetes passt, stellt sich die nächste Frage: Wie betreiben?

Managed Kubernetes (z. B. AKS, EKS, GKE)

  • Cloud-Provider übernehmen den Betrieb der Control Plane
  • Sie kümmern sich „nur“ um Worker Nodes und Ihre Anwendungen
  • Updates, Hochverfügbarkeit und Basis-Security der Plattform sind teilweise inkludiert

Vorteile:

  • deutlich weniger Betriebsaufwand
  • schneller Einstieg
  • gut geeignet, wenn Sie ohnehin schon in der jeweiligen Cloud unterwegs sind

Eigenes Kubernetes (On-Prem oder selbst verwaltete Cluster)

  • volle Kontrolle – aber auch volle Verantwortung
  • Sie sind für Control-Plane, Upgrades, Security-Hardening, Backup etc. selbst zuständig

Sinnvoll z. B.:

  • in regulierten Umgebungen mit strengen Vorgaben
  • wenn bestimmte Daten oder Workloads On-Prem bleiben müssen
  • wenn Sie ein starkes internes Plattform-Team aufbauen möchten

Für viele mittelständische Unternehmen ist ein Managed-Kubernetes-Angebot in Kombination mit einem erfahrenen IT-Partner die pragmatischste Lösung.


Wie ein sinnvoller Einstieg in Kubernetes aussehen kann

Statt „Wir ziehen alles auf Kubernetes“, empfehlen wir einen schrittweisen Ansatz:

  1. Use Cases identifizieren
    • Welche Anwendungen profitieren real von Containern und Orchestrierung?
    • Gibt es einen Pilot-Service mit überschaubarem Risiko?
  2. Container-Readiness herstellen
    • Anwendungen containerisieren, Images bauen
    • Logging, Konfiguration, Secrets etc. überdenken
  3. Pilot-Cluster aufbauen (ggf. Managed Kubernetes)
    • Dev/Stage-Umgebung
    • CI/CD-Pipeline aufsetzen
  4. Betriebsprozesse definieren
    • Monitoring, Alerting, Backup, Security-Policies
    • Rollen & Verantwortlichkeiten (Dev vs. Ops vs. Platform-Team)
  5. Schrittweise Migration weiterer geeigneter Services

So wird Kubernetes Teil einer strategischen Modernisierung, nicht nur ein „cooles neues Tool“.


Fazit: Kubernetes ist ein Mittel, kein Ziel

Kubernetes ist ein starkes Werkzeug – aber wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, ob es zur Aufgabe passt.

  • Wenn Sie viele Services, häufige Deployments und hohe Verfügbarkeitsanforderungen haben, kann Kubernetes ein echter Gamechanger sein.
  • Wenn Ihre IT-Landschaft überschaubar und eher statisch ist, gibt es wahrscheinlich einfachere und günstigere Wege.

Ein Systemhaus wie nollbrecht kann dabei helfen, genau diese Fragen ehrlich zu beantworten, statt einfach „Kubernetes um jeden Preis“ zu implementieren – von der Technologie-Bewertung über Pilotprojekte bis hin zum laufenden Betrieb.

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